Beim Feuerüberfall zeigt der Leopard, warum er gegen Putin so wichtig ist

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Sechs Wochen lang haben die ersten ukrainischen Soldaten ihre Ausbildung am Kampfpanzer Leopard 2A6 erhalten. Nun steht ihre Rückkehr an die Front bevor. Bei einem Medientag gibt die Bundeswehr der Öffentlichkeit kontrollierte Einblicke.

Ein lauter Knall reißt die Journalisten aus ihren Gesprächen, die Sitze des Reisebusses vibrieren und die Fenster wackeln. Während das Fahrzeug gerade auf den Vorplatz der Schießbahn auf dem Truppenübungsplatz im niedersächsischen Bergen rollt, ist die Übung der ukrainischen Soldaten mit dem Kampfpanzer Leopard 2A6 bereits in vollem Gange. Noch bevor die Panzer zu sehen sind, peitschen weitere Schüsse der Bordkanone und Gewehrsalven über das Gelände.

In den vergangenen Wochen hat die Bundeswehr hier die Ukrainer ausgebildet. Wie viele genau, darf nicht genannt werden. Zum Medientag offenbart sich der Spagat zwischen Transparenz der Truppe und dem Schutz der ukrainischen Soldaten. Die sollen bereits Ende des Monats zurück an der Front sein und bald mit den Leoparden in realen Gefechten bestehen.
Mit einem intensiven, kompakten und komprimierten Training sollen sie dafür vorbereitet werden. „Wir haben das Menschenmögliche getan, um sie in der vorgegebenen Zeit bestmöglich auszubilden“, betont Brigadegeneral Björn Schulz, Leiter der Panzertruppenschule der Bundeswehr. Er habe die Ukrainer als „herausragende, tapfere, tolle Soldaten“ kennengelernt.

Die Schießbahn beschreibt Oberst Michael Sack als eine der anspruchsvollsten des Übungsplatzes, einem der größten in Europa. Bei der Gefechtsübung sollen die Soldaten bei der Nutzung des Systems gefordert werden, ein Zugführer befehligt die Panzer. Der Auftrag: angreifen, zuerst mit einem Feuerüberfall. Die Zielscheiben liegen in bis zu 2000 Metern Entfernung, sind etwas kleiner als echte Panzer. „Wer die Scheiben trifft, trifft auch die gegnerischen Panzer im Gefecht“, sagt Sack.
Gefeuert wird aus dem Stand, in der Vorwärts- sowie aus der Rückwärtsbewegung. Um keine Munition zu verschwenden, teilt der Zugführer das Gebiet in Sektoren ein: Zwei Panzer sollen nicht das gleiche Ziel anvisieren. Zum Ende der Übung liegt die Trefferquote nach Angaben der Verantwortlichen bei 82 Prozent – ein guter Wert, bilanzieren sie. Nicht alle Ziele seien aufgeklärt worden. Immerhin seien die Soldaten zunächst in ihrer Spezialisierung ausgebildet und erst vor rund zwei Wochen zusammengebracht worden.

Bei der Frage nach dem Nutzen der Leopard 2A6-Kampfpanzer auf dem Schlachtfeld zeigen sich die Bundeswehr-Vertreter zurückhaltend. Er sei zwar die „perfekte Symbiose aus Schutz, Schnelligkeit und Feuerkraft“, wie Sack sagt, und ermögliche durch seine Nachtkampf-Fähigkeiten neue Optionen für die Ukrainer. Viel hänge allerdings davon ab, wie sie den Panzer einsetzten. Details dazu seien auch der Bundeswehr nicht bekannt, die Ausbilder vermittelten lediglich die Grundlagen.
Da er russischen Panzern technologisch weit überlegen ist, werde der Leopard den Ukrainern sicher helfen, ist auch Brigadegeneral Schulz überzeugt. Er schränkt jedoch ein: „Das Entscheidende ist das Zusammenspiel zwischen Besatzung und technologischen Waffensystemen.“ Erst der richtige Einsatz im Gefecht der verbundenen Waffen mache die Leoparden so effizient.
Zuversichtlicher zeigt sich da der französische Vizeadmiral Hervé Bléjean, der die im November 2022 gestartete EU-Unterstützungsmission EUMAM für die Ukraine leitet. In diesen Rahmen bettet sich auch die Leopard-Ausbildung in Bergen ein. Die Ukrainer erhielten hier die bestmögliche Ausbildung, um zurück an der Front den Krieg zu gewinnen, lobt Bléjan und analysiert die aktuelle Lage: „Ich würde sagen, die Ukrainer stehen vor der gefährlichsten Phase des Krieges seit der illegalen Aggression am 24. Februar des Vorjahres.“

Sie stünden in einer defensiven Ausgangslage rund 300.000 russischen Kombattanten entgegen, einem „Tsunami an Soldaten“, das vielleicht nicht sonderlich gut ausgebildet sei. Aktuell hielten sie die Stellungen und fügten den Russen große Verluste zu. Systeme wie der Leopard ermöglichten bald, die russischen Linien zu durchbrechen und im Frühling die Gegenoffensive zu starten.

Die Angst, dass die Lieferung westlicher Waffensysteme Russlands Machthaber Putin zu einer weiteren Eskalation verleiten könnte, versucht Bléjan mit Verweis auf das Völkerrecht auszuräumen: Ein Gewehr, ein Leopard oder ein Kampfjet seien in diesem Sinne gleichwertig zu betrachten. Damit würden die ukrainischen Partner nicht zur Kriegspartei. Zwar habe Putin das Völkerreicht bereits missachtet. Eine nukleare Eskalation hält der Vizeadmiral jedoch für unwahrscheinlich: „Das wäre über seiner Schwelle, es würde Russland isolieren.“ Das habe glücklicherweise auch China mit dem Friedensplan klargestellt.

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