Bornavirus: Im gleichen Dorf sterben 2 Kinder an seltener Krankheit
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#bornavirus
In Bayern ist jetzt ein Junge am sehr seltenen Bornavirus gestorben. Schon vor ein paar Jahren starb dort ein Kind in Folge einer Infektion. Die gefährliche Krankheit wird über Mäuse übertragen. Wir klären die wichtigsten Fragen.
Es ist das zweite Mal, dass sich im bayerischen Maitenbeth eine solche Tragödie ereignet. Vor rund zwei Wochen ist dort ein Kind mit sieben Jahren an den Folgen einer Infektion mit dem Bornavirus gestorben, das berichtet die „Bild“ . Schon im Jahr 2019 erlag eine 11-Jährige der Krankheit.
Das Virus ist extrem selten – und extrem tödlich. Unklar ist bislang, warum es ausgerechnet in diesem 2000-Einwohner-Dorf im Landkreis Mühldorf am Inn auftaucht. Allerdings arbeiten bereits mehrere Wissenschaftsteams an Studien, die genau diese Frage klären sollen.
Noch vor Beginn der Sommerferien plane etwa das Bayerische Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit (LGL) mit dem Universitätsklinikum Regensburg eine Studie in der Gemeinde Maitenbeth, teilte das Landratsamt Mühldorf am Inn schon im Juli mit.
Die Bürgerinnen und Bürger seien zur freiwilligen Abgabe einer Blutprobe und eines Nasenrachenabstrichs sowie dem Ausfüllen des Fragebogens aufgerufen. Die Forschenden wollen auf diesem Wege herausfinden, ob es neben den mitunter tödlich verlaufenden Gehirnentzündungen andere Formen einer Infektion gibt, die milder oder ganz ohne Symptome verlaufen. Dazu wird unter anderem das Blut auf Antikörper untersucht.
Ende Juli starten zudem zwei weitere Studien. Das Friedrich-Loeffler-Institut als Bundesforschungseinrichtung für Tiergesundheit arbeitet an einer Untersuchung der Spitzmauspopulation in Maitenbeth. Und ein Team des Uniklinikums Regensburg will an 30 Stellen Umweltproben nehmen. Diese werden auf Viren untersucht, die über Ausscheidungen der Feldspitzmaus in die Umwelt gelangen und somit einen möglichen Übertragungsweg darstellen könnten. Erste Ergebnisse der Studien sollen im Herbst vorliegen.
Was ist das Bornavirus?
Das Bornavirus ist auch unter den Bezeichnungen Borna Disease Virus 1 (BoDV-1), „klassisches Borna“ und „Pferdeborna“ bekannt und gilt seit mehr als 250 Jahren als Tierseuche. 2018 wurde BoDV-1 erstmals als Ursache schwerer Gehirnentzündungen beim Menschen identifiziert.
Bislang ist der Erreger noch unzureichend untersucht. Um mehr über die Borna’sche Krankheit beim Menschen herauszufinden, sind mit dem Bornavirus Focal Point Bayern und ZooBoCo in den vergangenen fünf Jahren zwei Forschungsverbünde zum Erreger gegründet worden. Sie erforschen unter anderem Übertragungswege, Risikofaktoren, Virusträger und mögliche weitere Verlaufsformen einer Infektion.
BoDV-1 ist klar abzugrenzen vom sogenannten Bunthörnchen-Bornavirus. Das Virus ist ebenfalls auf den Menschen übertragbar und kann schwere Entzündungen der Gehirnhaut auslösen.
Wie wird der Erreger übertragen?
Die Feldspitzmaus ist bislang das einzig bekannte Reservoir des Virus. Der Erreger infizierter Tiere wird in der Regel über den Speichel, Urin oder Kot ausgeschieden. Aktuell gehen Wissenschaftler davon aus, dass Pferde und Schafe zum Beispiel beim Fressen mit der Feldspitzmaus und ihren Ausscheidungen in Kontakt kommen.
Dabei muss die Maus nicht zwangsläufig berührt werden. Borna-Viren können beispielsweise über mit Ausscheidungen verunreinigte Lebensmittel oder Wasser aufgenommen und auf den Menschen übertragen werden. Zudem können Bissverletzungen und das Einatmen von kontaminiertem Staub den Erreger auf den Menschen übertragen. Es sei vorstellbar, dass andere Tiere wie Hauskatzen, die Mäuse jagen, ein Bindeglied in der Übertragungskette darstellen, heißt es beim Robert-Koch-Institut (RKI). Aktuell werde untersucht, ob auch andere eng verwandte Spitzmausarten wie die Gartenspitzmaus das Virus übertragen können.
Eine Übertragung von Mensch zu Mensch halten die Wissenschaftler bislang für unwahrscheinlich.
In welchen Regionen ist es zu finden?
Die Feldspitzmaus als Wirt des Erregers ist vor allem in Mittel- und Südosteuropa zu finden. Auch in Deutschland kommt sie vermehrt in der östlichen Hälfte Deutschlands, vor allem in Bayern, Thüringen und Sachsen-Anhalt, vor. Darüber hinaus kommt wurde das Virus bei Tieren in der Schweiz, Liechtenstein und Österreich nachgewiesen.
Welche Symptome sind typisch?
Laut RKI sind folgende Symptome bislang bekannt:
– Anfangsstadium: Kopfschmerzen, Fieber, allgemeines Krankheitsgefühl
– Weiterer Verlauf: neurologische Symptome, zum Beispiel Verhaltensauffälligkeiten und Sprach- und Gangstörungen
– Fortgeschrittenes Stadium: Koma
Bislang verliefen alle bekannten Fälle mit nur einer Ausnahme tödlich. Aktuell gibt es keine spezifische Therapie gegen die Infektion mit dem Erreger.