Chinas Hinrichtungszentren nähren einen unfassbaren Verdacht

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Die Volksrepublik China. 1,4 Milliarden Einwohner, autoritär, totalitär. Die Kommunistische Partei Chinas regiert mit eiserner Hand und hütet streng die Geheimnisse des Landes. In unserer neuen Serie „Inside China“ sehen wir uns einige davon an. Heute im Blickpunkt: Chinas Hinrichtungszentren.

Wie viele Menschen in China pro Jahr genau hingerichtet werden, lässt sich nur ungenau abschätzen. Die Zahl ist ein Staatsgeheimnis, nach außen dringt nur selten etwas. Tatsache ist aber: Bis heute ist die Todesstrafe im chinesischen Rechtssystem fest verankert. Über 50 Delikte kommen für eine Hinrichtung per Giftspritze oder sogar per Schusswaffe in Frage. Dazu gehören auch Drogenhandel und Korruption. Menschenrechtsorganisationen gehen davon aus, dass die chinesische Regierung von diesen Gesetzen auch reichlich Gebrauch macht. Laut Amnesty International hat Xi Jinping allein im Jahr 2021 mehr Menschen hinrichten lassen als der gesamte Rest der Welt – zwischen 3.000 und 6.000 Verurteilte.

Noch weniger bekannt ist, dass in China bis 2012 ganz offiziell die Organe der Hingerichteten nach ihrem Tod verwertet wurden. Und zwar unabhängig davon, ob diese sich zuvor als Organspender hatten registrieren lassen oder nicht. Bei Organtransplantationen in chinesischen Krankenhäusern lag der Anteil von Organen, die zuvor zum Tode Verurteilten entnommen worden waren, nach Angaben der chinesischen Regierung bei etwa 60 Prozent. Unabhängige Schätzungen gehen von einer Dunkelziffer von bis zu 90 Prozent aus. In den meisten Teilen der Welt ist die Praxis der Organentnahme nach dem Tod ohne ausdrückliche Zustimmung streng verboten.

Seit 2012 allerdings ist auch in China die Organentnahme bei Hingerichteten ein umstrittenes Thema. Damals kündigte die Regierung unter Hu Jintao an, diese Praxis beenden zu wollen. Der damalige Leiter des Transplantationskomitees und Vizegesundheitsminister Huang Jiefu gab an, dass die Praxis bis 2015 vollkommen eingestellt werden solle. Ausgenommen sind solche Fälle, in denen sich Strafgefangene vor ihrem Tod freiwillig als Organspender zur Verfügung stellen. Bis heute wird allerdings diskutiert, ob eine vollkommen unabhängige respektive freiwillige Zustimmung zur Organentnahme unter den Bedingungen einer verhängten Todesstrafe überhaupt möglich ist.

Gleichzeitig nähren Chinas Hinrichtungszentren den Verdacht, dass auch nach 2015 nicht vollständig auf Transplantationen ohne Zustimmung verzichtet wird. 2019 etwa kam eine Studie des des Fachjournals „The BMJ“ zu dem Ergebnis, dass bei mehreren hundert Publikationen chinesischer Mediziner in internationalen Fachzeitschriften seit 2010 die Herkunft der Spenderorgane unklar sei und diese somit von Hingerichteten stammen könnten. Im Sommer
2021 berichtete unter anderem der „Spiegel“, dass UN-Experten über glaubwürdige Informationen verfügen sollen, wonach zum Tode verurteilten Häftlingen in China nach wie vor Organe gegen ihren Willen entnommen werden. Laut Untersuchungen sollen Strafgefangene demnach zu Blut- und Ultraschalltests gezwungen und die Ergebnisse in eine geheime Datenbank eingetragen werden. Die UN sprach von „alarmierenden Vorwürfen“.

Der Verdacht wird dadurch erhärtet, dass Peking sich nach wie vor weigert, offizielle Daten über die Todesstrafe und die Organentnahme sowie -transplantation zu übermitteln. Auch eine unabhängige Untersuchung war im Jahr 2023 noch nicht möglich. Ob die Praxis also tatsächlich 2015 eingestellt wurde, oder ob China unter Xi Jinpings Führung weiter eine zwanghafte Organentnahme bei Exekutierten durchführt, bleibt daher ein ungelöstes Rätsel.

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