Die „Vogelstrauß-Taktik“ ist das Schlimmste, was Hausbesitzer jetzt tun können
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#habeck #immobilien #gas
Die Bundesregierung macht Ernst bei der Klimawende und plant ab 2024 ein faktisches Verbot neuer Öl- und Gasheizungen. Das wird teuer – bietet aber auch Chancen, schreibt Gastautor Alexander Surminski, CEO von immocation. Und: Wegducken ist ohnehin keine Option.
Mit seinem Positionspapier hat es Bundeswirtschafts- und -klimaschutzminister Habeck direkt auf die Titelseite des Medienboulevards geschafft: Ab 2024 keine Öl- und Gasheizungen mehr erlaubt? Die Aufregung in der Koalition und in der Bundesrepublik ist groß.
Dabei ist das zu Grunde liegende Ziel, neue Heizgeräte zu 65 Prozent mit Erneuerbaren Energien zu betreiben, schon lange Konsens in der Bundesregierung. Und ob mit oder ohne knallhartes Verbotsschild: Das Ziel wird definitiv kommen. Denn viele Heizungsanlagen in deutschen Ein-, Zwei- oder Mehrfamilienhäusern sind einfach zu ressourcenintensiv. Bei mehr als 40 Millionen Wohnungen in Deutschland ist der Anteil an fossilen Energieträgern wie Öl oder Gas zudem noch zu hoch, meldet der Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW).
Die aller Wahrscheinlichkeit nach ab dem kommenden Jahr verschärften gesetzlichen Grundlagen sollen die grüne Erneuerung der Immobilienbranche jetzt beschleunigen. Ab 2027 müssen alle Heizungen, die bis einschließlich 1989 eingebaut wurden, ausgemustert werden. Nicht über Nacht. Aber wenn etwa eine 1983 eingebaute Ölheizung ihren Geist aufgibt, muss sie durch ein neues, klimafreundliches Exemplar mit 65-Prozent-Anteil an erneuerbaren Energien ersetzt werden. Vier Jahre später, ab 2031, betrifft das dann alle Heizungen, die bis Jahresende 1998 eingebaut wurden.
Ein Zeitplan, der viele private Vermieterinnen und Vermieter derzeit verunsichert. Zumal noch völlig unklar ist, wie die Bundesregierung – außer der öffentlichen verbalen Ankündigung von Hilfen – privaten Immobilieninvestorinnen und -investoren konkret unter die Arme greifen will. Investoren können sich zwar auf verschiedene Szenarien einstellen. Eigenheimbesitzer hingegen werden wohl finanziell als auch thematisch in der Regel überfordert sein, weil sie ökonomisch und projektbezogen über weniger Möglichkeiten verfügen.
Ein Beschluss des Europäischen Parlaments vergrößert die Herausforderungen noch. Private Immobilienbesitzer geraten damit durch Berlin und Straßburg unter Druck: Das Europäische Parlament nahm Mitte März den Entwurf von Maßnahmen zur Steigerung der Renovierungsquote und zur Reduzierung des Energieverbrauchs und der Treibhausgasemissionen von Gebäuden an.
Ziel ist es, dass der Gebäudebereich in der Europäischen Union bis 2030 wesentlich weniger Treibhausgasemissionen erzeugt und Energie verbraucht. Bis 2050 soll er komplett klimaneutral werden. Außerdem sollen damit erheblich mehr ineffiziente Gebäude renoviert werden. Alle Neubauten sollen außerdem ab 2028 emissionsfrei sein.
Außerdem müssen alle Neubauten bis zum Jahr 2028 mit Solaranlagen ausgestattet werden, sofern dies technisch möglich und wirtschaftlich vertretbar ist. Bei Wohngebäuden, bei denen vergleichsweise größere und damit zeit- und kostenintensivere Renovierungen nötig sind, bleiben dafür noch vier Jahre mehr Zeit, also bis 2032.
Genau das sind die Nachrichten, die private Eigentümerinnen und Eigentümer gerne lesen. Es nimmt etwas Druck aus ihren Kesseln. Doch klar bleibt auch: Die energetische Sanierung wird für alle teuer, für viele sehr teuer und für manche heutigen Immobilienbesitzer zu teuer.
Bereits in sogenannten B-Lagen, also größeren Städten ab 200.000 Einwohnern oder auch im Speckgürtel der deutschen Top-Sieben-Standorte, erreichen die Kosten für die energetische Sanierung von Bestandsimmobilien bereits heute Kosten von 1.000 Euro und mehr pro Quadratmeter Wohnfläche. Vor allem die Kosten für den Austausch einer Gas- oder Ölheizung durch energieeffiziente Wärmepumpen gehen ins Geld.
Doch damit ist es nicht getan: Es hilft dem Klima und dem Heizkosten-Portemonnaie wenig, wenn in einen schlecht gedämmten Altbau eine ultramoderne Wärmepumpe verbaut wird. Es braucht dazu auch gedämmte Wände, neue Fenster und in der Regel den Wechsel auf eine Fußbodenheizung. Bei solch massiven Umbauten und Sanierungen sind die exakten Kosten und Kostensteigerungen schwer prognostizierbar. Hinzu kommen die stark steigenden Preise für Handwerker, sofern diese überhaupt vor Ort verfügbar sind.
Bei all diesen Herausforderungen wäre jedoch die Vogelstrauß-Taktik völlig verkehrt: Sanierungen werden kommen, der Klimawandel duldet nach Meinung einer breiten gesellschaftlichen Mehrheit keinen Aufschub mehr. Daher sollten Eigentümerinnen und Eigentümer von Wohnungen oder ganzen Häusern das Heft des Handelns selbst in die Hand nehmen. Konkret bedeutet das, sich nicht nur über den aktuellen Stand der Maßnahmen und Zeitpläne zu informieren, sondern auch für die Möglichkeiten der richtigen Finanzierung.