Live im OP – als Niere rosa wird, atmet Arzt auf

Hier KLICKEN für mehr Informationen!

#op #krankenhaus #organspende

17 Jahre musste Christine Baierl an der Dialyse hängen und auf eine Niere warten. Doch jetzt ist es endlich soweit: Sie bekommt eine neue Niere. FOCUS online durfte sie begleiten.

In Deutschland warten knapp 8 500 Menschen auf ein Spenderorgan. Doch im Jahr 2021 gab es nur 933 Organspenderinnen und Organspender . Das heißt, auf eine Million Einwohnerinnen und Einwohner gibt es nur elf Spender. Die Folge: Viele Patienten warten jahrelang auf ein neues Organ. Doch die Zeit rennt ihnen davon: Denn der gesundheitliche Zustand kann sich während der Wartezeit erheblich verschlechtern.
Eine von ihnen ist Christine Baierl. Seit 17 Jahren wartet sie auf eine Niere.

„Das war lange ein Rätselraten, wie die Nieren kaputt gegangen sind“, erzählt Christine Baierl. Die eigentliche Diagnose kam erst im vergangenen Jahr: Für das Versagen ihrer Nieren ist ein Genfehler ist verantwortlich. „Seit 2005 bin ich auf der Transplantationsliste angemeldet“, schildert sie ihren Leidensweg.
17 Jahre sind eine unfassbar lange Zeit, um auf eine neue Niere zu warten. Auch Volker Aßfalg, der die Patientin begleitet, sieht das so. Er leitet die Nieren-Transplantationschirugie am Klinikum Rechts der Isar in München. Der Transplantationsmediziner kritisiert, dass es die Widerspruchslösung hierzulande nicht gibt. Da müsse man nämlich der Organspende aktiv widersprechen.

„Deutschland ist das letzte Land im Eurotransplant-Verbund, das diese Lösung noch nicht eingeführt hat. Wir sehen ganz klar: die anderen Länder, die diese Lösung haben, haben viel kürzere Wartezeiten, zwei oder zweieinhalb Jahre“, so Aßfalg.
In Deutschland gilt hingegen die sogenannte Zustimmungslösung. Das bedeutet, dass man der Spende der eigenen Organe aktiv zustimmen muss. Mediziner wie Aßfalg kritisieren , dass Patienten ohne die Widerspruchslösung sehr lange warten müssen – so wie Christine Baierl. Doch Ende 2022 kommt dann die erfreuliche Nachricht: Für sie gibt es eine neue Niere.

Im Gespräch schildert Christine Baierl, wie sie im Dialyse-Zentrum von ihrer neuen Niere erfahren hat: „Um halb 9 kam der Dialyse-Arzt mit dem Telefon an mein Bett und hat gesagt: ‚Ein Arzt aus München ist für Sie dran. Wir haben eine Niere für Sie.‘ Das war schon ein Schock.“ Nachdem sie mit Volker Aßfalg gesprochen hatte, kam auch schon das Taxi, um sie nach München ins Transplantationszentrum am Klinikum Rechts der Isar zu bringen.

„Da habe ich schon ein Stoßgebet in den Himmel geschickt: Lieber Herrgott, lass das gut gehen“, erzählt sie und lacht. „Mein erster Gedanke war: Hoffentlich darf ich endlich trinken, was ich mag. Ein Glas Bier oder Wein. Und was mir eigentlich am meisten gefehlt hat ist Obst, oder Kirschen. Kirschen esse ich für mein Leben gern.“
Doch Obst ist für viele Dialyse-Patienten tabu. Funktionieren die Nieren aufgrund einer Erkrankung nicht richtig, hat das auch Auswirkungen darauf, wie viel Flüssigkeit und Nährstoffe der Körper überhaupt verarbeiten kann. So enthalten Kirschen viel Kalium . Wer aber geschädigte Nieren hat, kann dieses Kalium nicht abbauen – was unter Umständen zu Herzrhythmusstörungen oder sogar zum Herzstillstand führen kann.

Die Spenderniere kommt von der Stiftung Eurotransplant. Diese ist zuständig für die Vermittlung von Spenderorganen in Europa. Zum Verbund gehören Länder wie Deutschland, Belgien, die Niederlande, Luxemburg, Österreich, Slowenien, Kroatien und Ungarn. Sobald Eurotransplant grünes Licht gibt, beginnen im OP-Bereich die Vorbereitungen.
Aßfalg erklärt gegenüber FOCUS online, wie genau er und sein Team vorgehen. „Wir bekommen das Organ in einer Styroporbox auf Eis und in spezieller Konservierungsflüssigkeit. Dann nehmen wir das Organ mit in den OP, packen es steril aus und präparieren es.“ Bevor die Operation beginnt, gibt es noch eine immunologische Untersuchung. Währenddessen schlafen die Patienten bereits unter der Narkose. Geht das gut, beginnt erst die eigentliche Operation. „Wir schließen die neue Niere nicht da an, wo die alten Nieren sind, sondern im Beckenbereich, wo die Beckengefäße sind.“

Die Niere verfärbt sich rosa und wird durchblutet – Aßfalg und sein Team haben es erfolgreich geschafft, die das Spenderorgan an die Gefäße anzuschließen. Nach etwa sechs Stunden ist es vollbracht: Die neue Niere ist transplantiert und Christine Baierl auf dem Weg zurück in ihr Krankenzimmer.
Im Anschluss ist ein zweiwöchiger Aufenthalt im Krankenhaus notwendig, um sicherzustellen, dass der Körper die Niere annimmt. Läuft da alles glatt, steht einer dreiwöchigen Reha nichts im Weg. Mit etwas Glück kann Christine Baierl also bald wieder ihre Kirschen essen.

>