Putin ist nicht das Problem: Warum BASF deutsche Produktionen stilllegt
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BASFs Begründungen für Produktionsstilllegungen in Deutschland zeigen, dass der Chemie-Gigant weniger auf den Ukraine-Krieg reagiert als auf lange schwelende Probleme. An diesen tragen deutsche und europäische Politiker mehr Schuld als Vladimir Putin.
Wer in die Begründungen des Unternehmens zur Entscheidung blickt, stellt fest: Gaspreise dienen eher als Vorwand. Die Hauptgründe sind hausgemacht.
Der Ukraine-Krieg brachte BASF im Jahr 2022 unvorhergesehene Belastungen, unter anderem Milliarden-Abschreibung auf das Russlandgeschäft und Tochter Wintershall Dea. Diese einmaligen Belastungen ausgeklammert verdiente BASF im vergangenen Jahr knapp sieben Milliarden Euro – nur rund ein Zehntel weniger als es sich vor der russischen Invasion vorgenommen hatte. BASF hat das vergangene Jahr also trotz Rekord-Gaspreisen in Deutschland gut überstanden.
Eine Folge: BASF will drei Milliarden Euro an Dividenden an seine Aktionäre ausschütten. So schlecht steht es um das Unternehmen also nicht.
Auch wenn BASF-Chef Martin Brudermüller gleich zu Beginn des Geschäftsberichts betont, „Erdgas ist unsere wichtigste Energiequelle und ein entscheidendes Rohmaterial“ und der russische Angriff auf die Ukraine sei ein „brutaler Weckruf“ gewesen, gestiegene Energiekosten zwingen den Konzern keinesfalls zu Entlassungen und Produktionsschließungen in Deutschland.
BASF kann seine Anlagen in Ludwigshafen laut Geschäftsbericht heute mit rund 30 Prozent weniger Gas betreiben als 2021. Weil die Gaspreise gleichzeitig wieder unter das Niveau von vor dem Ukraine-Krieg gefallen sind, zahlt BASF derzeit deutlich weniger für Gas in Deutschland als Anfang 2022. Da die Gaspreise außerdem weiter fallen, liefern die Energiekosten derzeit keinen Grund zu Sorge.
Warum legt BASF also wirklich Produktionen in Deutschland still? „Der Ukraine-Krieg hat gezeigt, dass viele dringende Modernisierungen in Deutschland und Europa zu lange verschleppt wurden – Digitalisierung, der Ausbau erneuerbarer Energien und erforderliche Investitionen in die Infrastruktur“, schreibt Brudermüller. „Wir können uns Entscheidungsprozesse, die ein Jahrzehnt oder länger dauern, und endlose Debatten über Projekte nicht mehr leisten. Gerade in Deutschland treten wir weiter auf die Bremse, obwohl wir Gas geben müssten.“
So bequem es sein mag, die Gründe für BASFs Produktionsstilllegungen dem Ukraine-Krieg zuzuschreiben: An den beschriebenen Problemen trägt Vladimir Putin weniger Schuld als Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU), der innerdeutsche Energietrassen und den Windenergie-Ausbau lange ausbremste.
Neben deutschen Politikern kritisiert Brudermüller auch die EU: Deren Green Deal überschütte die Chemieindustrie mit einer Flut an Regularien und zusätzlichen Belastungen. „Die Wettbewerbsfähigkeit der Region Europa leidet zunehmend unter Überregulierung“, sagte Brudermüller laut einer Mitteilung. All dies habe bereits über viele Jahre das Marktwachstum in Europa im Vergleich zu anderen Regionen gebremst. Weltweit will BASF rund 2600 Stellen streichen, den Großteil davon in Deutschland.
Trotz Stilllegungen spiele das Werk in Ludwigshafen weiter eine wichtige Rolle für die Zukunft BASFs, versichert Brudermüller. Die Firma teste dort viele bahnbrechende Projekte, etwa den Einsatz erneuerbarer Rohstoffe mit Unterstützung des Bundesfinanzministeriums.
Gleichzeitig betont Brudermüller die Bedeutung des neuen Werks in Zhanjiang, China. Der drittgrößte Verbund nach Ludwigshafen und Antwerpen solle mit neuesten Technologien zum Vorbild für Werke weltweit werden. Worten, die deutlich überzeugender wirken als die Beteuerungen zu Ludwigshafen.