Warum Putin eine unwichtige Kleinstadt in Grund und Boden bombt
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Der Kampf um die ostukrainische Stadt wird von der brutalen Söldnergruppe Wagner geleitet. Dabei besitzt Bachmut keine strategische Relevanz für Russland. Doch Präsident Putin will nach sechs Monaten wieder einen Sieg verzeichnen – und ist dafür bereit, seine Soldaten zu opfern.
Wie viele Orte in Osteuropa trägt auch Bachmut die Narben der Geschichte. Im 18. Jahrhundert wurde die Stadt von kosakischen Rebellen eingenommen und drei Jahre lang besetzt gehalten. 1919 war sie im russischen Bürgerkrieg ein umkämpftes Ziel. 1942 ermordeten die Nationalsozialisten 3000 Juden in Artjomowsk, wie die Stadt damals genannt wurde. Und als Russland 2014 in der Ostukraine einen Krieg entfachte, fiel Bachmut kurzzeitig in die Hände von Separatisten, bevor es zurückerobert wurde. Nun verwandelt sich der jüngste Kampf um Bachmut in eine der blutigsten Schlachten des derzeitigen Krieges.
Die ukrainischen Militäroffensiven in Charkiw im September und in Cherson letzten Monat haben Russland entlang weitläufiger Frontlinien in die Defensive gedrängt. Bachmut bildet zusammen mit Avdiivka im Süden eine Ausnahme. Praktisch die gesamte verbleibende russische Offensivkraft – und die ist nicht besonders schlagkräftig – konzentrierte sich seit August auf diese Stadt.
Zunächst lag das daran, dass Bachmut das südliche Ende einer Verteidigungslinie bildet, die die größeren Städte Slowjansk und Kramatorsk abschirmt. Doch jetzt scheint der Grund für die Angriffe weniger auf Strategie zu beruhen, sondern eher auf Sturheit. Schon vor dem Krieg hatte die Stadt nicht viel mehr als 70.000 Einwohner.
Die russische Militäroffensive wurde von der Wagner-Einheit, einer Söldnertruppe, angeführt und durch Luftstreitkräfte, massive Artillerie und Heerscharen glückloser Infanteristen unterstützt, die durch die in den letzten Wochen aus Cherson abgezogene Truppen und neu mobilisierte Männer verstärkt wurden. Die reguläre Armee kämpft tagsüber. Die besser finanzierten und mit modernsten Panzern ausgestatteten Wagner-Einheiten kommen nachts zum Einsatz. Elitetruppen der Luftstreitkräfte haben sich angeschlossen. Die Frontlinien haben sich allerdings kaum verschoben.
Anfang Dezember hat Russland drei Dörfer (Kurdumiwka, Ozaraniwka und Selenopillya) südlich von Bachmut eingenommen, um die Nachschublinien nach Westen zu unterbrechen. Die Angriffe im Norden in Richtung Soledar blieben hingegen erfolglos. Der russische Vorstoß war allerdings mit einem horrenden Preis verbunden. Die ukrainische Atillerie, der noch im Sommer die Munition ausgegangen war, konnte nun, vom Westen militärisch neu ausgerüstet, die russischen Angreifer unter Beschuss nehmen.
Rochan Consulting, ein Unternehmen für Kriegsbeobachtung, erklärt, dass das urbane Gelände und der ukrainische Einsatz von Panzerabwehrtrupps Russland davon abgehalten haben, Panzer in der Stadt einzusetzen, so dass die Infanterie in gefährlicher Weise ungeschützt ist.
Am 4. Dezember erklärte Serhiy Cherevaty, ein Sprecher der ukrainischen Streitkräfte im Osten des Landes, dass täglich 50 bis 100 russische Soldaten bei den Kämpfen umkommen und etwa die gleiche Anzahl verwundet wird. Die ukrainischen Streitkräfte in dem Gebiet sind mit ähnlich schlimmen Bedingungen konfrontiert.
Auf den von einem ukrainischen Soldaten veröffentlichten Fotos sieht man knöcheltief mit Schlamm gefüllte Gräben und Bäume, die durch den Beschuss entlaubt wurden, was Assoziationen an den Ersten Weltkriegs hervorruft. Drohnenaufnahmen von Bachmut zeigen eine Stadt, die aussieht, als sei sie von einer Atombombe getroffen worden, und von der nur noch die Reste von Gebäuden übrig sind.
Der Kampf gleicht in vielerlei Hinsicht einem Mikrokosmos des Krieges und seiner Politik. Bachmut ist keine strategisch wichtige Stadt. Selbst wenn Russland sie erobern würde, hätte es nicht die militärische Stärke, um weitere Verteidigungslinien im Westen zu durchbrechen. Der russische Präsident Putin will nach fast sechs Monaten unbedingt einen ersten Sieg erringen – der letzte war Ende Juni in Sewerodonezk – und ist bereit, die Soldaten dafür durch den Fleischwolf zu drehen.
Jewgeni Prigoschin, der ehrgeizige Chef der Wagner-Einheiten, soll Putin versprochen haben, dass seine Truppen dort erfolgreich sein können, wo die reguläre Armee versagt hat. Prigoschins persönliches und politisches Schicksal könnte davon abhängen, ob er sein Versprechen halten kann.