Wegen Warze Notdienst gerufen – Sanitäter sprechen über kuriose Fälle

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Es ist früher Nachmittag und die große Medienwand in der Leitstelle der Feuerwehr Krefeld blinkt rot. Kein gutes Zeichen, aber eines, an das sich die Disponenten Thomas Dwars und Dennis Stegt gewöhnt haben. Denn es bedeutet, dass derzeit keiner der insgesamt elf in Krefeld eingesetzten Rettungswagen mehr verfügbar ist. Wenn nun etwas passiert, müssen entweder Einsatzmitteln aus dem Umland helfen oder die Patienten warten. Beides keine gute Situation, doch leider mittlerweile eine, die schon fast Alltag geworden ist. Denn der Rettungsdienst in Krefeld, aber auch in vielen anderen Teilen in Deutschland, kommt immer mehr an seine Belastungsgrenze. Und vor allem vermeintliche Bagatelleinsätze sind ein Auslöser dafür.

Davon kann Patrick von Branconi ein Lied singen. Der Notfallsanitäter ist seit 2003 bei der Berufsfeuerwehr und stellt wie seine Kollegen auch zunehmend fest, dass der Rettungsdienst immer mehr als Taxianbieter mit Blaulicht missbraucht wird. „Früher, wenn man im Sport umgeknickt ist, hat der Kollege einen ins Krankenhaus gefahren. Jetzt wird der Rettungswagen angerufen, obwohl 30 Leute mit Auto drumherum stehen“, erzählt Branconi. Ein Klassiker sei zudem der Fall, wo der Patient um 4 Uhr nachts den Notruf wählt, obwohl er seit drei Tagen Bauchschmerzen hat. Besser wäre gewesen, den Kassenärztlichen Notdienst zu kontaktieren. Doch da gibt es Wartezeiten und die 112 kommt doch immer – so die landläufige Meinung. Ist der Notruf also in Not?

Ist es mit der 112 wirklich schneller? „Die Leute wissen genau, was sie am Notruf sagen müssen, damit wir etwas schicken“, beklagt Leitstellendisponent Dennis Stegt. Und Kollege Thomas Dwars ergänzt: „Die Leute sagen Stichworte, bei denen wir handeln müssen, obwohl es gar nicht so ist.“ Doch mit Blaulicht direkt zum Arzt, das ist ein Trugschluss. Denn auch Patienten aus dem Rettungswagen kommen zunächst in den Wartebereich, wenn sie sich in keiner lebensbedrohlichen Situation befinden.

Seit Wochen kommt es regelmäßig zur Vollauslastung des Rettungsdienstes in Krefeld. 3.000 Telefonanrufe nehmen die Disponenten jährlich pro Person an – mehrere zehntausend Einsätze resultieren dadurch. Es ist nur ein geringer Prozentteil, der wirklich ein lebensbedrohlicher Notfall ist, fasst Stegt das Hauptproblem aus seiner persönlichen Sicht zusammen. „Der Bürger ist bequemer geworden. Die Feuerwehr ist zum Servicedienstleister geworden.“ Valide Zahlen gibt es derzeit nicht.

Das erleben auch Notfallsanitäter von Branconi und Rettungssanitäter Erik Hüning. Auch heute waren die beiden ersten Einsätze, zu denen sie ausrücken mussten, welche, zu denen auch ein einfacher Krankentransportwagen gereicht hätte. Ein Hausarzt hatte die 112 gewählt, weil sein Patient unklare Bauchschmerzen hatte und ins Krankenhaus musste. Im zweiten Fall war eine Dame morgens aus dem Bett im Altenheim gestürzt. Das Personal wählte am Nachmittag den Notruf, um doch sicherheitshalber abklären zu lassen, ob alles in Ordnung sei. Fälle, in denen rettungsdienstliches Fachpersonal benötigt wird? Gewiss. Aber ob es der Rettungswagen mit Blaulicht sein muss? Eher nicht. Eine große medizinische Versorgung findet nicht statt, es geht nur um den Transport ins Krankenhaus. „Wir müssen lediglich einschätzen, ob der Patient kritisch oder nicht ist“, fasst es von Branconi zusammen.

Dass der Trend zu der Bagatelleinsätze seit gut zwei Jahren mehr zunimmt, stellen immer mehr Rettungskräfte fest. Doch eine objektive Bewertung der Situation gibt es noch nicht. Daher hat die Feuerwehr Krefeld bei der Hochschule Niederrhein derzeit eine Studie in Auftrag gegeben. In dieser soll herausgefunden werden, ob es die unnötigen Anrufe sind oder die echten Notfälle, die zu einer Zunahme an Einsätzen führt. „Wir wollen klären, ob es Probleme mit der ambulanten Behandlung gibt. Möglicherweise betrieben die Patienten weniger Vorsorge während Corona“, erklärt Andre Wiegratz, der Ärztliche Leiter Rettungsdienst. Er hat vor allem einen großen Kritikpunkt: „Es gibt Länder mit zentralen Notrufnummern. In Deutschland geben wir den Bürgern jedoch mehrere Auswahlmöglichkeiten. Ich glaube, dass es nicht sinnvoll ist, weil die Menschen nicht wissen, was für sie am besten, sondern am einfachsten ist.“

4 Comments

  • Deswegen soll man in der Schule und an der Uni verpflichtwnde Medizin und Anatomie fächer haben. Oh wait, die Schulen hierzulande können nicht mal die unzureichende Fächer decken, die schon vorgeschrieben sind. 😢

    • @Fragile Omniscience also, ich fand die Idee eigentlich ziemlich konstruktiv, bis sie zu einer Schlammschlacht verwandelt wurde. Jetzt hat keiner Bock mehr umzudenken, während Femizide und Attacken auf Trans- und non-binäre Personen stetig steigen, ohne dass es die Breite Maße juckt.

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