Zoff im Renten-Paradies Frankfreich – jetzt drohen deutsche Verhältnisse

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Die Rente ist Dauerthema in Deutschland. Jetzt wagt sich auch der französische Präsident Macron an eine Reform. Er will, dass seine Landsleute länger arbeiten. Die Rente mit 62 soll im Renten-Paradies Frankreich bald der Vergangenheit angehören. Sehr zum Ärger der Gewerkschaften im Land.

Frankreichs Staatspräsident Emmanuel Macron und der deutsche Kanzler Olaf Scholz sind kein Dream-Team. Als jüngster Tiefpunkt gilt, dass Macron einen Tag vor Scholz verlautbaren hat lassen, welches Kriegsgerät er in die Ukraine liefern will. Die viel beschworene Achse Paris-Berlin ist aus der Spur.
Umso erstaunlicher ist, dass Frankreich bei der Rente Deutschland zum Vorbild auserkoren hat. Zwischen Flensburg und Freilassing wird das Renteneintrittsalter bekanntlich bis 2031 stufenweise auf 67 Jahre erhöht. Als erstes davon betroffen wird der Jahrgang 1964 sein. In Frankreich bastelt Macron ebenfalls schon länger an einer Rentenreform. An diesem Dienstag wird seine Premierministerin Élisabeth Borne Details präsentieren. Der wichtigste Punkt steht indes in groben Zügen bereits fest.

Unsere Nachbarn sollen künftig ebenfalls länger am Bildschirm hocken, an der Werkbank stehen, kurz: dem Ruhestand länger entgegenfiebern dürfen. Das heute geltende Renteneintrittsalter von 62 Jahren soll auf 64 oder 65 Jahre erhöht werden. Wie es aussieht, läuft es auf eine Regelarbeitszeit bis 64 oder 43 Beitragsjahre für eine abschlagsfreie Rente hinaus.
Nur die Über-65-Jährigen unterstützen die Pläne. Die große Mehrheit der traditionell streikfreudigen Franzosen bereitet sich Umfragen zufolge aber bereits auf Demonstrationen und Protestkundgebungen vor. Beim letzten Versuch Macrons, die Rente zu reformieren, waren es Hunderttausende, die im Winter 2019/20 auf die Straße gingen und die Grande Nation in weiten Teilen mit Streiks lahmlegten.

Macron ist dennoch überzeugt: „Die Menschen in Frankreich müssen etwas mehr arbeiten.“ Und:  "Ich wünsche uns, dass wir es schaffen, durch unsere Arbeit und unseren Einsatz ein stärkeres Frankreich zu schaffen." Ansonsten ließen sich der Sozialstaat und die Rentenzahlungen nicht auf heutigem Niveau aufrechterhalten. 
Die Regierung stützt sich dabei auf Berechnungen, wonach die Rentenkasse Defizite anhäufen wird, wenn das Renteneintrittsalter nicht angehoben wird. Dabei sieht es entgegen früherer Horror-Prognosen aktuell ganz gut für die französische Rentenkasse aus. Für 2022 weist sie offiziellen Angaben zufolge einen Überschuss von 900 Millionen Euro aus.
Hinzu kommt, dass die französische Bevölkerung zwar auch altert, aber im Vergleich zu Deutschland weniger rasant und somit mehr Beitragszahler ins System einzahlen. Das Durchschnittsalter in Frankreich beträgt 41,7 Jahre, in Deutschland liegt es bei 47,8. Auch ist die Geburtenrate in Frankreich höher. Rund 30 Milliarden Euro extra soll die Reform in die Staatskassen spülen.

Der liberale Ökonom Jean-Marc Daniel betont in einem Schlagabtausch mit seinem eher linken Kollegen Thomas Porcher auf „Radio France“ trotzdem, Deutschland habe mit seiner Reform vorgemacht, wie es laufen sollte. Für Porcher dagegen ist Deutschland ein schlechtes Beispiel, dem Frankreich auf keinen Fall folgen dürfe. Hierzulande beschloss die Große Koalition im Jahr 2007 die schrittweise Anhebung auf 67 Jahre – damit die Rentenkasse nicht absäuft.
„Wenn Deutschland sich ins Unglück stürzt, müssen wir nicht folgen“, stellt er klar. Als Argument dient ihm das Risiko als Rentner in die Armutsfalle zu tappen, das in Deutschland dreimal so hoch ist wie in Frankreich.

Porcher mahnt, dass alle, die mit 62 aus gesundheitlichen oder ähnlichen Gründen zu arbeiten aufhören müssen, künftig weniger Rente beziehen, wie das in Deutschland der Fall sei. Er sieht in der Rentenreform eine Umverteilung zwischen jenen, die körperlich hart arbeiten und denen, die physisch weniger leisten müssen. Sprich: Wer im Sitzen arbeitet, hält locker länger durch als etwa ein Bauarbeiter.

Zur Wahrheit gehört aber auch, dass Frankreichs Rentensystem sehr teuer ist. Laut OECD wendet unser Nachbar fast 14 Prozent seiner Wirtschaftsleistung für die Rente auf, in Deutschland sind es 12 Prozent. Und dass sich etwa Mitarbeitende der Energieversorgungsbetriebe oder der Pariser Nahverkehrsgesellschaft RATP bereits mit 52 in den Ruhestand verabschieden könnten.

Monika Queisser, Rentenexpertin der OECD, stellt in der „Welt“ klar: „Sicher ist, dass die französischen Rentnerhaushalte einen höheren Lebensstandard haben als in den meisten anderen OECD-Ländern.“ Das bestätigen die nüchternen Zahlen. Demnach beziehen Franzosen 74 Prozent ihres letzten Nettolohns als Rente, in Deutschland sind es knapp 53.
Macht Macrons Reform dem schönen Rentnerdasein jetzt ein Ende? Ist sogar bald Schluss mit dem viel zitierten savoir-vivre? Abwarten – was von den Reformplänen übrigbleibt, wenn die erwarteten Demonstrationen ihren Höhepunkt erreichen.

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